Sonntag, 24. Juni 2007

Zum Nachdenken angeregt

„Hallo, schön dass Du mich besuchst.“ Ich stehe auf der Aussichtsplattform der Baumskulptur am Lautsprecher, der in den metallenen Stamm montiert ist und lausche dem, was der Baum mir erzählt. Mir war die etwa 18 Meter hohe Baumskulptur mit den großen, rechteckigen grünen Blechblättern von der Flörsheimer Warte aus aufgefallen und ich suchte mir den Weg entlang der Flörsheimer Schweiz zu diesem Objekt.

Im Regionalpark Rhein-Main gibt es viele Werke von Künstlern zu besichtigen, aber dieses Projekt scheint in der Planung bereits auf Unverständnis gestoßen zu sein, wie ich einem Zeitungsbericht entnahm.
„Mein Fundament besteht aus einem Stern mit 15 Metern Durchmesser. Man könnte mich als Flachwurzler bezeichnen, doch ich entziehe weder dem Boden Wasser, noch betreibe ich Photosynthese.“ Der Baum erzählt, dass sein Stamm einen Durchmesser von 1,20 Metern hat und mit 24 Schrauben von 1,40 Metern Länge auf dem Fundament befestigt ist. Innen wurde er mit Beton ausgegossen ist. Die zehn Äste, die aus bis zu 29 Einzelteilen bestehen, sind teils verschraubt und teils geschweißt. Er hat 91 verzinkte und grün gestrichene Blätter, welche immer Grün bleiben und auch im Winter nicht abfallen. „Im Winter wird auch auf meinen Ästen Schnee liegen. Er wird sogar länger liegen bleiben, als auf einem richtigen Baum, da lebende Bäume eine Eigenwärme haben.“ Damit der Baum dem Besucher etwas über sich erzählen kann, bestehen drei der 70 mal 70 Zentimeter großen Blätter aus Fotozellen, um eine Ton- und Klanginstallation zu betreiben. Sie wird per Sensor ausgelöst, sobald ein Besucher über die Stahltreppe zum "Baumhaus" in luftigen neun Metern Höhe hinaufklettert.

Die doppelseitige Infotafel am Fuß des Baums, sowie die Erzählungen aus dem Lautsprecher sollen uns auf unseren Umgang mit der Natur aufmerksam machen. Viel zu leicht verdrängen wir unsere Abhängigkeit von einem funktionierenden Ökosystem. Wir holzen ganze Wälder ab und betrachten Holz nur noch als Rohstoff. Zwischenzeitlich möchte der Mensch auch noch in den Bauplan der Schöpfung eingreifen und Bäume durch gentechnische Manipulationen schneller wachsen, oder mehr Zellstoff produzieren lassen. Die Stimme aus dem Lautsprecher fragt, ob man die Konsequenzen eines solchen Handelns wirklich absehen kann und ob man einen solchen Baum von einem normalen Baum irgendwie unterscheiden könnte. Ihn selbst erkennt man auf jeden Fall immer als das, was er ist. Ein künstlich geschaffenes Objekt…

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