Mittwoch, 31. Oktober 2007

Patagonia Expedition Race


Das Abenteuer am Ende der Welt

Die junge Geschichte des Patagonia Expedition Race ist bereits voller Erzählungen von großen Abenteuern und Erfahrungen, welche die Teilnehmer ebenso
nachhaltig prägten, wie die anwesende Presse und die gesamte Organisation. In den Wettkämpfen, die im wahrsten Sinne des Wortes Expeditionen waren, wurde in den vergangenen Jahren die abgeschiedenste und ursprünglichste Landschaft erkundet und entdeckt: Südpatagonien, am südlichsten Ende des Südamerikanischen Kontinents.

Während des
Patagonia Expedition Race werden nicht einfach nur hunderte von Kilometern durch die Wildnis zurückgelegt. Es wird großer Wert auf ein Zusammenspiel mit der Natur gelegt. Jeder Tag präsentiert sich mit neuen Hindernissen, entschädigt aber mit einzigartiger Natur, magischen Landschaften in stets wechselhaftem und unvorhersehbaren Wetter. Athleten aus über 18 Ländern haben bereits die Herausforderung des Patagonia Expedition Race angenommen.

Kommenden Februar 2008 startet das fünfte
Patagonia Expedition Race mit einem rund 600 Kilometer langen Abenteuer durch die mystische und legendäre Welt von Feuerland (Tierra del Fuego). Die Route führt durch eine sich stets verändernde Landschaft mit weiten Steppen, sub-antarktischen Wäldern und Torfmooren, durchquert Bergregionen auf der Suche nach einem neuen Weg über die Cordillera Darwin, überquert den Beagle Kanal und immer weiter südwärts.
Der Großteil der Route ist mit Trekking und Mountain Bike zu bewältigen, etwas weniger als 10% der Route per Kajak. Allen, die sich dieser Herausforderung stellen wollen und können, sei die Homepage der Veranstaltung nahegelegt. Stand heute ist die Anmeldung noch möglich.

Zu Patagonien ist aktuell auch ein wunderschöner neuer Bildband von Ralf Gantzhorn herausgekommen, der bereits viel positive Beachtung fand. Neben tollen Fotos finden sich in dem Buch sogar Karten mit Höhenprofilen zu den Trekkingrouten des Landes und Routenskizzen (Topos) für Kletterer. Daumen hoch!

Mittwoch, 17. Oktober 2007

Vaude-Zelt erhält Designpreis 'Focus in Silber'


D (Okt.) – Das VAUDE Zelt „Power Space III“ wurde für seine innovative Technologie und sein zukunftweisendes Design mit dem internationalen Designpreis Baden-Württemberg 2007 „Focus in Silber“ ausgezeichnet. Im Rahmen der Preisverleihung sind die prämierten Produkte bis Dezember im Werkzentrum in Ludwigsburg zu besichtigen.

Das Design Center Stuttgart schrieb bereits zum siebten Mal den Internationalen Designpreis Baden-Württemberg aus. Der Staatspreis wird für zukunftsweisende, professionelle, herausragende Gestaltungs¬leistungen an Hersteller und Designer verliehen. Das jährlich wechselnde Focus-Thema hieß in diesem Jahr „Sicherheit“. Das VAUDE-Zelt „Powe Space III“ überzeugte in der Kategorie „Freizeit und Outdoor“.

Den renommierten Preis erhält VAUDE bereits zum dritten Mal. Nachdem 2003 die Kindertrage Butterfly Special prämiert wurde, erhielt der Outdoorspezialist aus Tettnang 2004 den Focus in Silber für das Familienzelt Pyramid. Dieses Jahr konnte VAUDE mit dem besonders windstabilen Kuppelzelt „Power Space III“ überzeugen.

Die von VAUDE entwickelte, patentierte Power Frame Zeltkonstruktion steigert die Windstabilität um bis zu 80 Prozent, ohne das Eigengewicht des Zeltes zu erhöhen. Kraftdreiecke aus einem extrem robusten, textilen Material, die entlang des gesamten Gestänges angebracht, bilden Streben, die beim Aufschlagen des Windes wie Zugstäbe wirken und das Gestänge vor Verformung schützen. Dank der erhöhten Windstabilität bietet das „VAUDE Power Space III“ -Zelt entscheidende Sicherheitsreserven im Falle eines plötzlichen Wetterumschwungs oder bei extremen Windverhältnissen auf Expeditionen. Zusätzlich kommt es durch die Kraftdreiecke zu einem steileren Gestängeverlauf, der das Innenraumvolumen um 40 Prozent vergrößert. Auch die Handhabung wird einfacher und schneller: Per Klemmhaken ist das Außenzelt ruckzuck am Gestänge eingehängt.

Das „Power Space III“ ist ab dem Frühjahr 2008 im Internet erhältlich.

Das Design Center Stuttgart zeigt alle prämierten Produkte vom 6. Oktober bis 9. Dezember 2007 in einer Ausstellung im Werkzentrum Weststadt in Ludwigsburg.
Nähere Informationen im Internet.

Quelle: Alpen-Journal
Bildquelle: European OutDoor

Donnerstag, 4. Oktober 2007

Mein WHW-Ausrüstungs-Fazit

Sollte ich diese, bzw. eine gleichartige Tour noch einmal unternehmen wollen, so würde ich ein paar Dinge ändern. So sind die Hanwag Banks GTX zwar schöne, passgenaue und durch die Goretex-Membran wasserdichte Schuhe, aber für die Beschaffenheit des WHW meines Erachtens nicht immer ideal. Häufig hätte ich mir eine etwas stabilere Sohle gewünscht. Man muss bei der Wahl des richtigen Schuhwerks darauf achten, dass der Schuh genug Dämpfung für die Asphalt-Abschnitte bietet und trotzdem über eine stabile Sohle verfügt, um den Fuß auf den unwegsamen und steinigen Passagen nicht zu arg zu belasten. GoreTex und einen hohen Schaft setze ich mal als grundsätzliche Merkmale voraus.

Die Regenkleidung hatte auch nicht den gewünschten Effekt. Die Tchibo-Regenhosen waren meist nach recht kurzer Zeit innen fast genauso nass wie außen.
Ein paar hohe atmungsaktive Gamaschen habe ich mir dann auf der Isle of Skye für fünfzehn Pfund im Ausverkauf zugelegt. Die wären ab und an auch schon auf dem WHW Gold wert gewesen.
Meine Marmot Oracle Regenjacke war leider nicht so atmungsaktiv, wie ich sie gerne gehabt hätte. Wenn nicht ab und an der starke Regen durchdrang, dann wurde ich halt nass, weil ich beim Laufen mit Gepäck unter der Jacke mächtig ins Schwitzen kam. So oder so wurde ich jedenfalls zu oft nass. Globetrotter hat die Jacke nach der Tour aufgrund meiner Reklamation problemlos zurückgenommen und mir den vollen Kaufpreis gutgeschrieben. An dieser Stelle vielen Dank für den freundlichen und unkomplizierten Service.

Der Jack Wolfskin Katmai II ist ein alter Rucksack, den ich eher als Reiserucksack sehen würde, nicht als Trekkingrucksack. Das Tragesystem ist nicht geeignet, den ganzen Tag mit rund zwanzig Kilo Gepäck durch die Pampa zu marschieren. Mein Rücken und mein so häufig steifer Nacken können ein Lied davon singen. Den Beckengurt musste ich auch ständig nachziehen. Das Packvolumen war für diese Tour mit großem Zelt das einzige Positive. Mein GoLite Rucksack wäre mit dem Gewicht nicht klar gekommen und mein VAUDE Astra war mit seinen 65+10 angegebenen Litern leider zu kompakt, solo mit kleinem Zelt aber sicher die bessere Wahl.

Als Brennstoff zum Kochen würde ich in Schottland zukünftig wohl doch am ehesten Gas in Schraubkartuschen verwenden. Den Spiritus dürfen nur Geschäfte mit entsprechender Lizenz verkaufen, er ist u.U. verhältnismäßig teuer, und diese lila gefärbte Flüssigkeit in Schottland brennt nicht so gut wie unser Brennspiritus in Deutschland. Die Restfüllung im Trangia, die ich aus Schottland mit nachhause brachte, konnte ich direkt vergleichen.

Super waren die silberionisierten Cubic Shorts von Odlo. Kein Wolf gelaufen und mit zwei Shorts über die Tour gekommen. Das zwischendurch Waschen und schnelle Trocknen der Ersatzhose ging ganz gut. Auch die Woolpower-Socken haben sich wieder bewährt.
Die
Four Seasons Svalbard-Outdoorhose war für den Preis ok, aber sicher nicht meine erste Wahl. Obwohl selbst noch mal ergänzend nachgewachst waren die Hosen recht schnell nass und zu langsam wieder getrocknet. Der Knopf ist nicht so der Bringer und die äußere Schrittnaht hat schon während des WHW erste Macken davongetragen.

Den Bauschuttsack als Rucksackliner habe ich mir leider gespart, weil der Rucksack höher befüllt war, als es der Schuttsack zugelassen hätte. Im Nachhinein ein klarer Fehler. Auf der Isle of Skye im starken Regenschauer reichte das Regencover alleine nicht mehr aus, um den Rucksackinhalt trocken zu halten. Dadurch hatte ich dann auch einen etwas nassen Daunenschlafsack...

Ein GPS ist generell wirklich eine unnötige Spielerei für den WHW. Karte und Kompaß sind vollkommen ausreichend. Auf der Isle of Skye haben wir uns in der Nähe der Cuillins mal mit dem GPS orientiert, da es dort wohl einiges an magnetischem Gestein geben soll, das die Orientierung mit dem Kompaß unmöglich macht. Wirklich notwendig ist das aber auch nicht, so lange man sich auf den Pfaden hält. Das Gewicht für das Garmin und die Ersatzbatterien kann man also durchaus sparen. Auch unsere kleinen Radios mit Ohrhörer waren unnötig, da eh nur selten Empfang. Der MP3-Player war
aber ab und an sehr nett.

Probleme bekam ich auch mit meinem Opinel. Das Griffholz ist aus recht weichem Holz und quillt bei der schottischen Luftfeuchte schnell auf. Die Klinge aufzuklappen geht dann nur noch mittels einer Zange. Dieses Problem hatte ich bis dahin und auch danach nicht.

Gegen die Midges erfolgreich getestet habe ich übrigens das viel gepriesene Skin-so-soft von Avon, das ich mir in Schottland kaufte. Meine erste Wahl, bevor ich irgend eine aggressive chemische Lösung verwenden würde!

Einige der anderen Ausrüstungsgegenstände haben sich bei mir und Anderen eh schon bewährt und bedürfen eigentlich keiner weiteren Erwähnung.
Je nachdem, wo mich die nächste Tour hinverschlägt, werde ich hier eine neue und weiter auf meine Belange optimierte Packliste vorstellen. Meine Familie muss ich schon mal für Weihnachten und meinen Geburtstag impfen.

Dienstag, 25. September 2007

Auf dem West Highland Way

Samstag, den 2. September 2007 war es endlich soweit. Mein Wecker klingelte schon früh, aber ich hätte auch nicht lange schlafen wollen. Dazu war die Aufregung bereits zu groß. Nach dem Frühstück prüfte ich noch einmal meinen Rucksack auf seinen Inhalt und war dann schon sehr erleichtert, als Stefan anrief und meinte, er müsse früher kommen, um mich nach Mainz zu fahren. Zuhause hätte ich eh nicht mehr viel länger still herumsitzen können. Kurz entschlossen machte ich mich fertig und lief ihm entgegen. In Mainz war ich dann schon gegen zehn Uhr. Conne sollte mit dem Zug um halb zwölf kommen, also blieb mir noch einige Zeit zum Durchstöbern der Läden im Bahnhof.
Als Conne schließlich ankam, hatten wir noch einige Zeit vor der Fahrt des Shuttlebusses. Wir verstauten unsere Rucksäcke in Schließfächern und trödelten durch die Mainzer Innenstadt, herunter zum Rhein und danach ins Römisch-Germanische Zentralmuseum, bis es schließlich endlich Zeit war, mit dem Bus nach Hahn zu fahren. Bei der Aufgabe unseres Gepäcks gab es dann noch einen kleinen Dämpfer. Mit all der Verpflegung, die wir bereits aus Deutschland mitnahmen, kamen wir auf vier Kilogramm Übergewicht. Dafür hatten wir rund sechsunddreißig Euro draufzulegen. Und das, wo wir schon Zeug als Handgepäck mit in den Flieger nahmen.

Als wir in Prestwick ankamen, begann es schon fast wieder zu dämmern. Wir wollten uns im Flughafen nach dem nahen Campingplatz erkundigen, von dem ich im Internet gelesen hatte, aber die Auskünfte waren recht widersprüchlich. Im Dunkel liefen wir letztendlich etwas falsch und landeten auf dem Gelände des Royal Troon Golfclubs. Das perfekte Green hie und da verführte schon fast, einfach für die Nacht das Zelt aufzuschlagen, aber man weiß ja nie. Auf dem nahen Caravan Park mit seinen riesen Wohnheimen fanden wir dann einen Platz für die erste Nacht. Die regelmäßig beim Start- und Landeanflug über uns donnernden Flugzeuge machten den Aufenthalt zu einem ganz speziellen Erlebnis.

Am kommenden Morgen fuhren wir dann mit dem Zug über die Glasgow Central Station weiter nach Milngavie. Der offizielle Startpunkt des West Highland Ways lag nicht weit entfernt in der kleinen Fußgängerzone. Es ergab sich nun nur ein Problem mit der Beschaffung des Brennspiritus für unseren Kocher. The Iron Chef hatte Sonntags nämlich geschlossen, wie auch der Chemist. Leute gaben uns den Tipp, es mal bei der nächsten Tankstelle zu versuchen, aber die verwiesen uns wiederum an einen Baumarkt. Dort erfuhren wir, dass man zum Verkauf von Alkohol eine Lizenz benötigt, die sie nicht hätten. Letztendlich liefen wir eine große Runde durch den Ort und fanden am Ende, wieder unweit der Fußgängerzone in einem kleinen Laden doch noch den dringend benötigten Brennstoff. Endlich konnten wir den Schildern in den Mugdock Park folgen und waren somit offiziell auf dem Weg unterwegs.

Die ersten Kilometer waren recht unspektakulär. Ebenso gut hätte man bei uns durch einen großen Park mit Wald laufen können, aber ich wollte den WHW auf jeden Fall vollständig laufen. Außerdem empfand ich den gemächlichen Anfang als eine gute Möglichkeit zum Einlaufen.
Langsam und unmerklich begann sich die Landschaft zu verändern und schließlich kamen die ersten, noch recht sanften Hügel in Sicht.

Das Highlight des Tages war für mich die Glengoyne Distillery, auf deren Besuch ich mich schon lange gefreut hatte. Um den Betrieb zu besuchen mussten wir den WHW verlassen und auf die Landstraße gelangen. Die weißen Gebäude waren aber nicht arg weit entfernt.

Mein Rücken und meine Füße freuten sich auf diese Pause. So schritten wir durch den Eingang, vorbei an der offenen Tür mit den dahinter befindlichen Pot Stills und hinter zu dem flachen Gebäude mit dem einladenden Schild "Slainte Mhath Shop". Eine Gruppe Schwedischer Touristen war gerade zu Besuch und versuchte sich in dem Angebot an direkt ab Hersteller zollfreien Whiskies zu orientieren. Wir mit unseren großen Rucksäcken fielen trotzdem gleich bei Eintritt auf und wurden herzlich begrüßt. Es dauerte nicht lange und ich bekam das erste kleine Tastingglas mit dem zehnjährigen Glengoyne vorgesetzt. Als der ältere Herr hinter der Theke mitbekam, dass wir aus Deutschland kamen, erzählte er mir, dass er selbst drei Jahre lang in Aachen gelebt hätte. Wegen seiner Deutschkenntnisse würde er immer die deutschsprachigen Gruppen durch die Destillerie führen. Irgendwie kamen wir auf die Frankfurter Interwhisky teilzunehmen. Sollte ich es mal wieder schaffen zu sprechen, die ich selbst ja auch schon einige Male besucht hatte. So erfuhr ich, dass Glengoyne plant, dieses Jahr das erste Mal ebenfalls an dieser sehr speziellen Whiskyausstellung im Frankfurter InterContinental teilzunehmen. Sollte ich es schaffen mal wieder diese Veranstaltung zu besuchen, dann müsse ich mich auf jeden Fall bei ihnen am Stand blicken lassen. Nette Geste. Während unseres Gesprächs bekam ich dann so nach und nach noch den siebzehnjährigen und einundzwanzigjährigen Glengoyne vorgesetzt. Wir kauften uns noch von den angebotenen Whiskyminiaturen für unterwegs, dann mussten wir langsam weiterlaufen. Das Ziel der Tagesetappe war längst nicht erreicht. Um den Weg aber nicht erst zurücklaufen zu müssen, dachten wir uns, dass man eigentlich lediglich so lange der Straße folgen müsse, bis man links einen Feldweg findet, der wieder zurück auf unsere Route führt. Hätten wir unsere Wanderkarte zu Rate gezogen, hätten wir aber festgestellt, dass der Weg in Dumgoyne die A81 überquert, der wir folgten. Sicherlich waren sogar Markierungen vorhanden, aber die sahen wir nicht und die Karte befand sich noch im Rucksack. Wir liefen durch den Ort durch und kamen schließlich an eine kleine Seitenstraße, die in die vermeintlich richtige Richtung führte. Wir liefen die Straße bis an ihr Ende und standen plötzlich ratlos vor einem Hügel. Rechts befand sich ein Hof, dessen Zufahrt wir wohl die ganze Zeit gelaufen waren. Genau in diesem Moment der Ratlosigkeit kam genau von dort ein Pickup gefahren und blieb bei uns stehen. Als wir dem Fahrer erklärten, was wir suchten, erfuhren wir, dass wir auf dem völlig falschen Weg waren. Wir sollten unsere Rucksäcke auf die Ladefläche schmeißen und einsteigen. Er war Ire aus Donegal und lebte bereits seit vielen Jahren in Schottland, wie ich in einem Gespräch auf der Fahrt zum nächsten Einstieg zum WHW erfuhr. Diese Freundlichkeit hatte ich in Irland schon öfter erfahren. Da hält jemand unaufgefordert auf der Straße und bietet dir einfach an, dich mitzunehmen. In diesem Moment im schottischen Nirgendwo ein Geschenk des Himmels. Schnell kamen wir so wieder auf den rechten Weg und liefen weiter. Die letzten Kilometer zogen sich mächtig. Eine kleine Landstraße führte über die Hügel und ich war schon recht geschafft. Ich laufe auch viel lieber auf weichem Untergrund, als auf Asphalt. Als wir endlich bei der Easter Drumquassle Farm ankamen, wollte ich nur noch das Zelt aufbauen, etwas essen und mich nicht mehr bewegen müssen. Hinter uns campten noch ein paar Schotten. Einer von ihnen verarztete seinen Fuß mit einem mächtigen Druckstellenpflaster, das er sich quer über seine gesamten Ballen klebte. Da hatte ich ja noch richtig Glück!

Am nächsten Tag waren wir die Letzten, die die Farm verließen. Zunächst folgten wir weiter der kleinen Landstraße in Richtung Drymen, dann gelangten wir in den Garadhban Forest. Von einem Hügel erhaschten wir nach einer Weile einen ersten Blick auf Loch Lomond. Die Ausmaße des mit 35 Kilometer Länge größten Binnengewässers Großbritanniens konnte man von diesem Aussichtspunkt nicht erfassen, aber der Pfad sollte die nächsten beiden Tage immer entlang des Gewässers führen.
Wieder fast unmerklich begann sich das Landschaftsbild zu ändern. Auf den in der Heideblüte stehenden Hügeln sorgten die Schatten vorbeiziehender Wolken für einen steten Farbwechsel. Der Pfad wurde unwegsamer und führte uns stetig auf Conic Hill zu. Auf die Nordflanke des Hügels zu führte der steile und mit Geröll übersäte Pfad zweihundert Höhenmeter nach oben. Diesen Aufstieg schaffte ich nur mit einige Verschnaufpausen. Auf dem Scheitelpunkt angekommen ließ ich den Rucksack von meinem Rücken gleiten und mich in das Gras am Rande des Weges fallen. Neben mir ruhte sich eine junge Belgierin aus, die auf ihren Freund wartete. Er war, wie Conne, auf die Kuppe von Conic Hill hinaufgestiegen. Sie winkte mir von oben zu, aber ich hatte keine Energie, um noch weiter nach oben zu klettern. Der Abstieg von dem Hügel war auch kein Spaziergang. Über viele ungleichmäßige Stufen stieg man hinab bis nach Balmaha, direkt am Ufer von Loch Lomond. In einem Souvenirshop kauften wir unsere ersten Postkarten und Sausages für das Abendessen. Die Milarrochy Bay Campsite war erfreulicherweise nicht mehr weit entfernt. Meine Füße und Beine waren ziemlich schwer und schmerzten. Nachdem wir unser Zelt aufgebaut hatten, liefen wir hinunter zum Ufer des Sees und machten es uns auf ein paar Felsen gemütlich. Den Sonnenuntergang zu beobachten war herrlich. Während wir so auf den Felsen lagen, kam eine junge Frau zu uns und stellte sich als Fotografin vor. Sie sei im Auftrag des Campingplatzes hier, um für den neuen Werbeprospekt Fotos zu schießen. Sie fragte uns, ob wir damit einverstanden wären, uns so am Ufer fotografieren zu lassen. Klar, kein Problem. Vielleicht ziert ja tatsächlich bald ein Foto von uns den nächsten Prospekt.
Unser Abendessen bereiteten wir in einem Aufenthaltsraum zu, wie man ihn auf einigen Campsites extra für Backpacker findet. Dort konnten wir im Trockenen an einem Tisch sitzen und den Tag ausklingen lassen.

Am nächsten Morgen wurden wir schon sehr früh geweckt. Unsere Nachbarn bauten ihr Zelt noch im Dunkeln ab. Da half auch alles Flüstern nichts, wieder einschlafen war erst möglich, als sie den Platz verließen. Auch schön. Dafür entdeckten uns nach dem Aufstehen dann endlich die Midges. Lästiges winziges Insekt, das einem dann auch gerne mal die Lust auf ein Frühstück am Zelt verderben kann. Also packten wir zusammen und liefen zur Cashel Farm. In deren Shop standen ein paar Tische, es gab frischen Kaffee und Sandwiches, Joghurt etc. waren ebenfalls im Angebot.
Dann begaben wir uns auf den Weg. Dieser führte aufwärts durch einen lichten "Feenwald" mit viel Farn und Heidekraut. Am Morgen hatte ich mir am linken Fuß auch schon eine Stelle mit einem Druckstellenpflaster abkleben müssen. Anfangs klappte das wirklich sehr gut, aber irgendwann im Laufe des Tages bekam ich doch wieder Schmerzen. Die ersten Schritte nach einer Pause waren am schlimmsten.
Schließlich kamen wir nach Inversnaid, das im wesentlichen aus einem großen, häßlichen Hotel bestand. Ein paar hundert Meter hinter dem Hotel fanden wir an einem Bootshaus einen ausgewiesenen Wildcampingplatz. Dort trafen wir auch ein Päärchen aus Frankreich, das einen ganzen Monat in Schottland geplant hatte und nach dem WHW ebenfalls auf die Isle of Skye wollte. Im Hotel holten wir uns dann für kleines Geld von der Take-Away-Karte Fish and Chips und einen gemischten Salat und aßen gemütlich draußen an einem Tisch mit Blick auf den See. Ein klein wenig Nieselregen störte da zum Glück nicht.

Nach einer leider nicht ganz so gemütlichen Nacht auf unebenem Untergrund bauten wir unter herumschwirrenden Midges wieder unser Lager ab und wollten lieber bei nächster Gelegenheit frühstücken. Besser hätte ich schon vorher mal einen Blick in die Karte geworfen.
Der Pfad führte weiter entlang des Hangs, wurde immer felsiger und verlangte teils sogar beklettert zu werden. Endlich kam der Wegweiser zu Rob Roy´s Höhle in Sicht. Direkt am Ufer war ein großes Geröllfeld mit riesigen Felsen. Wir waren hier nicht die Einzigen, die nach der Höhle suchten. Dann bemerkten wir weiter oben einen weißen Schriftzug auf dem Fels, der auf den versteckten Eingang hinwies. Dort musste man schon hinaufklettern.
Conne war heute gut in Form, oder ich ohne Frühstück vielleicht auch nicht so gut. Wir hatten verabredet, dass jeder seinen eigenen Trott gehen sollte und so hatte sie mich bald abgehängt. Irgendwie empfand ich den Abschnitt als anstrengend. Außerdem zog sich der Pfad und es kam kein Ende in Sicht. Ich habe keine Ahnung, wie lange ich lief, aber mir kam es wie eine Ewigkeit vor. Irgendwann hatte ich Loch Lomond hinter mir gelassen und erreichte die Täler der Highlands. Immer mehr fehlte mir die Energie und immer öfter füllte ich aus den zahlreichen kleinen Bächen, die stets den Weg kreuzten, meine Wasserflasche nach. Ich schwor mir, nicht mehr ohne eine vernünftige Grundlage am Morgen loszulaufen.
Irgendwann kam ich dann auf der Beinglas Farm an. Es gab wieder einige bekannte Gesichter auf der Campsite zu begrüßen. Conne wartete schon etwas länger auf mich und wäre nach einem vernünftigen Essen sogar gleich weiter, aber meine Füße schmerzten und ich war für den Tag am Ende. Also nutzten wir die verbleibende Zeit zum Duschen und Wäsche Waschen. Freundlicherweise durfte ich auch einen Akku meiner Digitalkamera im Shop aufladen. Später machten wir es uns im Pub gemütlich und Conne las mir aus dem durchaus netten Buch Gebrauchsanweisung für Schottland vor. Neben uns saßen ein paar nette Jungs, die ich zuerst für Schotten hielt. Später sollte ich noch erfahren, dass sie aus Belgien waren. Spassig.

Im Pub der Beinglas Farm nahmen wir ein Great Scottish Breakfast zu uns. Bacon, Eggs, Black Pudding, Mushrooms und dazu Endloskaffee. Das ganze Essen war sehr reichhaltig und gehaltvoll. Ich hatte aber Conne eh versprochen, an diesem Tag mal etwas mehr Strecke zu machen. Da brauchte ich schon etwas im Bauch.
Bevor wir weiter liefen, bekamen wir von der Bedienung im Pub noch das Versprechen, dass die Etappe leicht zu laufen wäre. Einfach immer nur geradeaus, ohne viel Höhenunterschied. Nachträglich möchte ich bemerken, dass ich es lieber nicht erleben möchte, dass mir ein Schotte prophezeit, die Etappe werde hart! Trotz allem hatte ich aber einen guten Tag. Nachdem ich mich erst einmal eingelaufen hatte, schaffte ich die vielen Steigungen ohne ständiges Verschnaufen. Selbst die Druckstelle an meinem Fuß schien sich zu machen. Trotzdem konnte ich nicht mit Conne mithalten. Na, kein Problem, denn sie überholte mit dem großen Trekkingrucksack auf dem Rücken ja sogar noch Leute, die nur mit Daypack unterwegs waren. So kam ich dann, irgendwann auf halbem Weg an dem Wegweiser nach Crianlarich vorbei. Ursprünglich dachte ich noch, dass man dort eventuell einen Kaffee trinken gekonnt hätte, aber dazu hätte man wieder hinunter ins Tal steigen müssen. Also statt nach links hinunter, nach rechts den Hügel weiter hinauf.

Unterwegs begegnete ich einem wirklich alten Ehepaar, die mit langsamen und bedächtigen Schritten den steilen Weg durch den Wald hinauf liefen. Als sie mir Platz machen wollten, wäre der arme Mann beinahe noch rückwärts in den Graben am Wegesrand gestolpert. Kleine Schrecksekunde, aber zum Glück nichts passiert...

In Tyndrum endlich das Schild der By The Way Campsite zu sehen war mir sehr willkommen. Dort trafen wir dann auch wieder einige mittlerweile alt bekannte Leute. Ein Schotte, der den WHW gemeinsam mit seinem jungen Sohn bereits zum zweiten Mal lief, hatte auf der Campsite das Zelt kurzerhand im Rucksack belassen. Es gab einige kleine Hütten, wie man sie bei uns als Gartenhäuschen kennt. Sie waren mit Stockbetten ausgestattet, warm, trocken und relativ Midge-sicher. Ein Brite, ein Amerikaner und zwei waliser Feuerwehrmänner hatten sich zu einem losen Grüppchen zusammengefunden. Obwohl sie alle vier mit Leichtgepäck und kleinen Zelten unterwegs waren, nutzten sie mittlerweile zusammen den Transferservice für ihr Gepäck und nahmen auf die jeweilige Tagesetappe nur das Nötigste mit. Der Brite, der sich als Steve vorstellte, musste eine gigantische Blase an seiner Ferse behandeln. Überhaupt waren die Beschwerden an den Füßen und in den Beinen ein beliebtes Thema unter uns Wanderern. Die beiden belgischen Jungs, Bart und Wesley, mussten nach dieser Tagesetappe leider sogar die Wanderung abbrechen. Sie hatten nicht die richtige Ausrüstung für diese Tour und Bart hatte durch sein mangelhaftes Schuhwerk Schmerzen am Fuß bekommen. Sie wollten mit dem Zug nach Fort William fahren und die restliche Zeit dort verbringen. Im Campers Kitchen verbrachten wir einen netten Abend bei ein paar Bier und quatschten über Gott und die Welt. Hier stießen noch drei weitere Belgier zu uns, die dann zwar jede Menge zu erzählen hatten, dies dann aber lieber auf Flämisch machten. Interessanter Weise verstand ich trotzdem noch überraschend viel.


Den vollständigen Bericht habe ich mittlerweile in der GEO-Reisecommunity veröffentlicht.

Fotogalerie:
Scotland 2007

Montag, 24. September 2007

Back again


In der Nacht von Samstag auf Sonntag bin ich wieder zuhause angekommen. Die Tour war recht ereignisreich und lief - natürlich - nicht ganz so, wie ursprünglich geplant. Der WHW war schon ein Erlebnis. Mit dem Wetter hatten wir auf dieser Strecke alles in allem recht viel Glück. Auf der Isle of Skye erlebten wir dafür die ganz andere Seite: Dauernde Regenschauer, Sturm und alles war derart nass, dass man ein Problem hatte, einen Platz zum Wildcampen zu finden. Die Wetterkapriolen waren sehr hinderlich und ließen uns letztendlich viel früher nach Glasgow abreisen. Aber von all dem demnächst hier ausführlicher. Nur eines muss ich unbedingt gleich loswerden: Ich habe in drei Wochen Schottland sechs Kilogramm abgenommen!!! Mal schauen, ob ich das halten kann...

Überschattet wurde mein Urlaub nur durch einen Anruf meines Onkels, kurz vor meinem Abflug. Mein Opa ist mit einem Tumor hinter dem Auge ins Krankenhaus eingeliefert worden. Zwischenzeitlich ist er wieder zuhause und muss auf die Untersuchungsergebnisse warten. Der Tumor beeinflusst aber den Sehnerv seines einzigen Auges und das Sprachzentrum. In Gedanken bin ich jetzt oft bei ihm...

Donnerstag, 30. August 2007

Letzte Vorbereitungen

Mann, ich bin mittlerweile aufgeregt wie ein kleiner Junge! Heute habe ich noch diverse Informationen in einem Worddokument zusammengestellt und verkleinert, damit ich keine so große Zettelwirtschaft dabei habe. Aus dem Buch A Long Walk On The Isle Of Skye habe ich mir sogar die ganze Routenbeschreibung abgetippt und umformatiert.
Conne rief auch noch mal wegen der letzten Absprache an. Sie ist wohl auch schon etwas ungeduldig. Samstag treffe ich sie dann kurz nach elf Uhr am Mainzer Hauptbahnhof. Die Zeit rennt...

Dirk habe ich übers Forum der Outdoorseiten.net kennengelernt. Dabei hatte er mir vorher sogar schon mal hier im Blog auf einen Beitrag geantwortet. Er startet etwa einen Tag nach uns auf dem WHW. Er hat einige GPS-Daten für die Strecke aufbereitet und mir die Datei liebenswerter Weise zur Verfügung gestellt. Wir haben vorsichtshalber mal unsere Handynummern ausgetauscht. Vielleicht ergibt sich ja ein Treffen. Wäre sicherlich nett.

Morgen wird ein kurzer Arbeitstag, dann werden die Lebensmittel umgepackt und der schon x-mal ge- und entpackte Rucksack final gepackt. Dann werden noch einmal die Akkus meiner Kamera geladen. Glücklicherweise war aber im Verpackungsumfang meiner Canon IXUS 60 sogar ein Kabel mit englischem Stecker enthalten. Gerade so, als hätte es so sein müssen. Dem Wink folgend geht dieses Kabel mit der kleinen Ladestation auch mit in den Rucksack. Auf dieses zusätzliche Gewicht kommt es dann auch nicht mehr an.

Schade ist nur, dass uns das schottische Wetter laut Vorhersage wohl gleich mit Regen empfangen wird. So richtig schön zum Einstimmen. Aber wie war der Spruch: Hinter dem nächsten Hügel kann das Wetter schon wieder ganz anders aussehen? Ich freu mich!

Montag, 27. August 2007

Feedback

Ich freue mich! Ich habe tatsächlich noch eine Mail von der Isle of Skye erhalten. Stuart ist ein netter Kerl und entschuldigte sich sogar mehrfach für die verspätete Antwort. Dabei hat er ja noch rechtzeitig vor unserem Trip geschrieben, also alles gut.

Dear Oliver,


I am so sorry for the delay in getting back to you. Thank yo for your enquiry - it is always great to hear of folk who are about to experience the amazing views of this are, and I know that you wont be dissappointed! You can certainly walk in to Loch Coruisk - I have a kind of photo journal showing a lot of parts of the walk but haven't had time to get that online as yet. The bad step isn't too bad (especially in dry weather) - the worst thing about it is if you take the wrong route across it, which you are more likely to do heading the other way (from Loch Coruisk towards Elgol) as there is a grassy path that goes very high above the step - this is not really a path, but just looks like the obvious way to go! Definately don't take it as you end up very high up and pretty dangerous! Cross from the lowest point of grass on one side of the bad step to the lowest point on the other side.

The boat is also a great way to do it - my Dad actually runs the local boat trips to Loch Coruisk. He started doing the trip 40 years ago and has been working the sea here all his life so knows the area as well as anyone and is able to point out all the local features. It's definately the easier way in!
If you take the boat (The Misty Isle) there are a few options: A standard 3 hour trip (which gives you 1 and a half hours to explore ashore), the longer full-day trip (which gives you 4 and a half hours ashore - a great option as it leaves time to either walk right around Loch Coruisk itself or to climb Sgurr na Strith which overlooks the Loch and, although a comparitively small hill amongst the rest of the Cuillins, has fantastic views from the top. The other option on the boat is to get a lift in to Loch Coruisk on the morning run and to walk home. That way my Dad, Seumas, can point out to you the path from the sea. If you are interested in the boat option have a look at the website (www.mistyisleboattrips.co.uk) and feel free to get in touch any time to find out more.

Whatever you decide, ENJOY this beautiful island! Keep an eye on the blog for the photos!
Keep in touch and let me know how you get on - it sounds like a great trek!
Maybe you could write a wee piece about it and I could stick it in our blog (or link to your blog too)?

Sorry again in taking so long to reply,

Stuart


Dear Stuart,

thank you very much! We´ll keep in touch, and maybe we have a chance to meet each other in Elgol...?

Regards to the misty Isle of Skye!